Geschichte

Die Burganlage in Swobnica blickt auf eine 600-jährige abenteuerreiche Geschichte zurück, welche sich bis in die erste Hälfte des 13. Jh. zurückverfolgen lässt. Eine urkundliche Erwähnung des Gebietes um Swobnica findet sich in einem Dokument des Fürsten Barnim I aus dem Jahr 1235, wo dieser das ,,Terram Banem” dem Templerorden verleiht. Über die Ereignisse dieser Zeit finden sich nur wenige Informationen. Die ersten erwähnenswerten Geschehnisse, die zum Bau der Burg geführt haben, haben sich in den Jahren 1307 bis 1312 ereignet, als der Templerorden vollkommen neutralisiert wurde. Kraft der Päpstlichen Bulle aus dem Jahre 1312 wird der Besitz der Templer dem Johanniterorden übergeben.

Die Anwesenheit der Johanniter in dieser Umgebung hat starke Konkurrenz in den Bereichen des Handels und der Produktion ausgelöst. Die Entführung des Kommandanten Wilhelm Hoste in der Nähe der heutigen Stadt Chojna und das Eingreifen des Papstes in dieser Angelegenheit, hat einen tiefen Hass zwischen den Johannitern und den dortigen Bewohnern geschürt. 1377 erhielten die Johanniter eine Erlaubnis zum Bau einer festen Burg, die in Wildenbruke errichtet werden sollte.

Es gibt keinerlei schriftliche Dokumente, die den Bau historisch festlegen könnten, wir wissen jedoch, dass es 1397 bereits eine gemauerte Burg gab. Zwei Jahre später kommt es zu einer Tragödie, denn 1399 wird der Hochmeister Detlaf von Wallmodem auf dem Weg aus Swobnica nach Banie erschlagen. Begangen wurde die Tat von Bürgern der Stadt Banie, die dafür mit einem Blutgeld bestraft wurden. Außerdem mussten sie ein Bußkreuz aufstellen, das bis 1533 am Ort des Verbrechens gestanden hat. Die Schuld dieser drastischen Ereignisse trugen die Johanniter selbst, die vorher schon regelmäßig alle Bewohner in der Umgebung mit verschiedensten Steuern ausgebeutet haben.

Die erste Form der Burganlage ähnelte dem heutigem Aussehen. Es handelte sich um eine viereckige Anlage mit einem 31 Meter hohen Turm, dessen Untergeschoss als Gefängniszelle diente.

1482 erreichte der Streit zwischen den Johannitern und der Stadt Banie seinen Höhepunkt. Der Orden ordnete den Abriss der Stadtmauern an und forderte gewissenlos die Zahlung aller fälligen Steuern. Alle Gerichtsbeschlüsse mussten vom Burgkommandanten bestätigt werden.

Im Jahre 1544 wurde die Burg durch Fürst Filip I den Frommen erobert. Er ließ einen neuen Kommandanten ernennen – Andres von Blumenthal, anstatt des vorherigen, einen Protestanten. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. waren die Johanniter hoch verschuldet – vielleicht hatte sich der neue Kommandant als inkompetent erwiesen. Die Burg selbst wurde zu klein für den Orden und musste umgebaut werden. Dieser Prozess wurde durch einen Brand 1621 beschleunigt, der die Bibliothek, Apotheke und den Hauptflügel der Burg verwüstete.

Obwohl der 30-jährige Krieg in den Jahren 1618-1648 Zerstörung, Tod und Pest über Europa brachte und die Bevölkerung um 2/3 reduzierte, wurden der Ort und die Burg Swobnica verschont. Erst am Ende des Krieges wurde sie von schwedischen Truppen erobert und gleich nach dem Westfälischen Frieden 1648 endete auch die Herrschaft der Johanniter hier für immer. Bis Ende des 17. Jh. wechselte die Burg mehrmals die Besitzer, bis sie 1680 Eigentum der Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein, Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde.

Die Prinzessin Dorothea begann sofort mit dem Umbau der Burganlage in dem damals vorherrschenden barocken Stil. Die Bauarbeiten wurden von so bekannten Persönlichkeiten wie Nering (Architekt des Schlosses Charlottenburg in Berlin) oder der Holländer Ryckwaert (Schlösser Oranienbaum und Zerbst, und in nächster Umgebung von Wildenbruch das Schloss Sonnenburg) beaufsichtigt. Bis zum Jahr 1690 wurden die Modernisierungsarbeiten abgeschlossen, deren Ergebnis eine dreiflügelige Residenz ist, die wir bis heute bewundern können. Trotz einer sehr bescheidenen äußeren Form, überrascht das Schloss mit einer komplett erhaltenen barocken Innenausstattung, welche aus reichen Stuckdecken, Kaminen, hölzernen Treppenhäusern usw besteht.
Diese Ausstattung ist ein von wenigen wenn sogar nicht das einzige Beispiel dieser Art im polnischen Teil Pommerns.

Im Jahre 1689 wurden auf dem Burgplatz zahlreiche Hinrichtungen von Personen durchgeführt, die der schwarzen Magie beschuldigt wurden. Das erste Opfer war eine gewisse Lisa Schwalbe, die auf den Scheiterhaufen kam. Als nächstes wurde das Ehepaar Kranich verurteilt, wobei die Ehefrau vom Turm gestürzt und der Ehemann gefoltert und verbrannt wurde. Das letzte gerichtete Opfer war eine 80-jährige Frau, die nach Folterungen zugab, unter Einfluss eines Geistes namens Hansen gehandelt zu haben. Ihr Ehemann nahm sich vorher das Leben, sie selbst aber wurde enthauptet und verbrannt. Die letzte beschuldigte Person wurde 1691 freigesprochen.

1711 beginnt das ,,Goldene Zeitalter“ der Burg, denn sein neuer Eigentümer wurde der Tolle Markgraf Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt. Aus dieser Zeit sind diverse Geschichten überliefert, die die prachtvollen Jagdabenteuer des Markgrafen in der Umgebung von Swobnica beschreiben, und über seine ungewöhnlichen Lehrmethoden berichten, die immer seinen Untergebenen als Moralpredigt galten. Friedrich Wilhelm starb 1771 nach schwerer Krankheit in Swobnica.

Sein Nachfolger wurde der Bruder Friedrich Heinrich, der sieben Jahre später ebenfalls verstarb. Das Gut wurde nach seinem Tod zum Eigentum des preußischen Staates. Die unehelichen Nachkommen des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen, die in Swobnica aufgewachsen waren, wurden 1810 geadelt und erhielten das Adelsprädikat „von Wildenbruch“ und so nannte sich auch der männliche Nachkomme Ludwig von Wildenbruch, Soldat und Diplomat am preußischem Hofe.

Sein Sohn Ernst, der ebenfalls Diplomat gewesen war, wurde Dichter. In seinen Büchern fehlte es nicht an Kapiteln, die der Ortschaft Swobnica galten. Er verstarb ohne Nachkommen 1909 und so erlosch das Geschlecht von Wildenbruch.

Anfang des 20. Jh. war das Schloss Eigentum des Hauses Hohenzollern. 1892 wurde das Gut an eine Privatperson verpachtet. Kaiser Wilhelm II war 1895, zum Anlass eines Kaisermanövers und einer Jagd, Gast auf der Burg. Vorher wurden kleinere Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Aus dem Turm wurde eine Aussichtsplattform und die Innenräume wurden neugestaltet. Das Gut umfasste ca. 900ha Grundbesitz. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es verpachtet und als letzter Besitzer ist die Familie von Dassel erwähnt. Während des Krieges diente das Schloss als Aufbewahrungsort für Kunstwerke aus evakuierten Museen, die aus Angst vor Flugangriffen ihre Exponate in dem Anwesen versteckten.

Gleich nach dem Krieg wurden die alten Bewohner gezwungen den Ort zu verlassen und die Burganlage wurde sofort in ein Mehrfamiliengebäude umgewandelt, wahrscheinlich weil es komplett unbeschädigt und trotz Evakuierung gut ausgestattet war.

1948 wurde eine LPG in Swobnica gegründet. Obwohl es Pläne gab, das Schloss in ein Erholungsheim oder in ein Hotel umzubauen, verfiel es bis zu den 70-er Jahren so sehr, dass es nicht einmal mehr als Büro der LPG genutzt werden konnte. Ab 1989 war die Schlossanlage wieder im Privatbesitz. Die Firma Complex Import-Export hatte jedoch keinen Wiederaufbau durchgeführt und 1992 hat das Bezirksamt der Stadt Banie das Schloss an Herrn Johann van Leendert aus Belgien und seine Firma Agro-Bor verkauft.

Trotz zahlreicher Beschwerden an Ämter, Staatsbeamte und den Privatbesitzer, hat keine der Seiten Maßnahmen zur Rettung des historischen Baus nis heute eingeleitet.

Autor: F. Mudzo

Quelle: Swobnica-Wildenbruch, Roman Czejarek, Stowarzyszenie czas przestrzeń tożsamość, Szczecin 2006.

Wildenbruch / Swobnica, Guido Hinterkeuser, Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., Berlin 2007.